Wie fördert die Zürcher Landeskirche neue Formen kirchlichen Lebens? Die Frage beschäftigte die Kirchensynode am 28. Juni bei der Teilrevision der Kirchenordnung und der Antwort zum Postulat «Neue Formen von Kirchgemeinschaften».
Der Postulant Bernhard Neyer wünschte zu erfahren, wie der Kirchenrat neu entstehende «Themenkirchen, teilautonome Profilgemeinden, Netzwerkkirchen, Nachbarschaftkirchen» in einer «Mixed-Economy» begleiten und fördern will. Der Landeskirche fehle eine «Willkommenskultur für Neues, Zartes, Verletzliches, damit dieses spriessen, wachsen, gedeihen, sich entwickeln und auch behaupten kann». Auf dem Weg zur Anerkennung – laut Kirchenrat soll ein Gesuch erst nach zehnjährigem Bestehen gestellt werden können – «vertrocknen die Projekte, weil der Mittelfluss fehlt».
Die vorberatende Kommission fand die Antwort unbefriedigend; es gelte, so ihr Sprecher Philipp Nussbaumer, deutlich zu machen, «wie in Zukunft Initiativen für neue Formen von Kirche personell, finanziell, inhaltlich und ideell begleitet und unterstützt werden und wie dabei ein gutes Zusammenspiel von territorialen und nicht-territorialen Initiativen und Strukturen gefördert werden kann». Mit Zufallsmehr wurde das Postulat abgeschrieben.
Das Kirchenparlament behandelte am 28. Juni und am 12. Juli zudem eine Teilrevision der Kirchenordnung. Es entschied, für die Angestellten der Kirche keine eigene Ombudstelle einzurichten, sondern jene des Kantons zu nutzen, und gab dem Kirchenrat die Kompetenz, in Notsituationen auch ohne gesetzliche Grundlage Anordnungen zu treffen, um «schwere Störungen der kirchlichen Ordnung» abzuwenden.
Im weiteren wird durch die Teilrevision die Trauung für gleichgeschlechtliche Paare ermöglicht – wofür eine Änderung genügt. Kirchenrat Bernhard Egg lakonisch: «Wir wechseln von ‹Braut-Bräutigam› zu ‹Ehepaar› – eine rein redaktionelle Geschichte.» Der Präsident der Evangelisch-kirchlichen Fraktion Christian Meier bedauerte, «dass eine öffentliche Diskussion zu diesem Thema in unserer Kantonalkirche nicht möglich gewesen» ist. Die Gewissensfreiheit von Pfarrpersonen bei der Trauung müsse gewährleistet bleibten.
Die Zürcher Synode bewilligte zudem 300'000 Franken für die «Disputation 2023», einen zweiwöchigen Veranstaltungsreigen im Oktober 2023, 500 Jahre nach dem Durchbruch zur Reformation.
Zu reden gab bei der Jahresrechnung 2021 das Ergebnis: erneut ein hoher Überschuss, über 7 Millionen Franken. Gerhard Hubmann, Präsident der Finanzkommission, hinterfragte das Eigenkapital, das mit der Zuweisung des Überschusses 69 Millionen erreicht. Christian Meier fand dies unhaltbar. «Wir sind kein gewinnbringendes Unternehmen.» Laut Kirchenratspräsident Michel Müller ist der Überschuss auch ein Warnsignal, als Ausdruck des Personalmangels.