Was ist Kirche?

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Im Rückblick auf Staffel 6 des Podcasts «Aufwärts stolpern» fragen sich die Hosts Anna Näf und Lukas Huber: «Was ist Kirche?» Diese Frage ist nicht nur für Insider wichtig; ihr sei diese Frage auch von Nicht-Kirchenmenschen gestellt worden, sagt Anna. Die Frage zu beantworten ist aber gar nicht so einfach …
Von Lukas Huber

Gleich mehrfach kam in Staffel 6 des LKF-Podcasts «Aufwärts stolpern» die Frage auf, was denn Kirche sei. Zum Beispiel in Episode 06-01 mit Bernhard Jungen Kirche habe die Tendenz, Menschen hineinzuziehen und ihnen wenig Zeit zu lassen, Kontakte ausserhalb zu pflegen, sagte der ehemalige Gemeindepfarrer und heutige Projektleiter der Unfassbar. Dabei werde nicht selten Gott auch beim Biertrinken an der Unfassbar thematisiert – und spürbar.

In Episode 06-02 mit Franziska Huber kam die Frage aus Sicht der Berner Kantonalkirche auf: Wie kirchlich muss denn ein Projekt sein, damit es von der Kantonalkirche unterstützt wird? Franziska Huber stellt eine Gegenfrage: Ist ein Seniorennachmittag ohne religiöses Programm kirchlich? Sie kommt zum Schluss: Ob ein Projekt kirchlich ist, können nur die Projektverantwortlichen definieren.

Monika Wilhelm in Episode 06-04 hat im Projekt Orbit in der Zusammenarbeit mit anderen erlebt, wie Menschen in Diskussionen über biblische Themen plötzlich sagen, dass sie das, was die Theologin Monika Wilhelm sagt, genau auch denken und wollen.

Schliesslich stellte Uwe Habenicht in Episode 06-09 in seinem Buch «Freestyle Religion» fest, dass die Spiritualität nicht automatisch verschwindet, wenn jemand aus der Kirche austritt. Was ist also Kirche?
 

"Selbstsäkularisierung der Kirche"

Anna Näf stellt in der aktuellen Episode fest, dass es gut ist, wenn man sich die Frage überhaupt stellt, was Kirche sei – auch in der alltäglichen kirchlichen Arbeit. Lukas Huber stellt die Frage in den Zusammenhang dessen, was er Selbstsäkularisierung der Kirche nennt: dass gar nicht mehr darüber gesprochen wird, was denn das geistliche Konzept eines kirchlichen Bereichs sei.

Im offenen Jugendtreff seiner Kirchgemeinde zum Beispiel gebe es keine religiösen Inputs und es wird nicht gebetet, insofern könnte man die Frage stellen, ob der «Check-in» überhaupt Kirche sei. Der Jugendtreff sei aber eingebunden in ein geistliches Konzept der Jugendarbeit, das mache das Kirchliche aus; die Leiterinnen und Leiter etwa kommen aus der Jugendarbeit und haben genügend geistliches Handwerkszeug und Erfahrung, um kompetent über geistliche Themen zu reden, wenn sie denn einmal aufkommen.

Statt Gesinnungsprüfung Fragen stellen


Umgekehrt, sagt Lukas Huber, ist es wirklich schwierig, von aussen zu beurteilen, was Kirche ist. Die Mitteldeutsche Kirche hat von insgesamt sieben drei klar geistliche Merkmale für einen Erprobungsraum definiert. Trotzdem sagt Lukas mit Franziska Huber: Eine Gesinnungsprüfung sei in der schweizerischen, bekenntnisfreien Kirche nicht denk- und wünschbar.

Seine Kantonalkirche hat in dieser Frage folgende Lösung gefunden: Wer einen Antrag an den Entwicklungsfonds stellt, muss mit Hinweis auf die geistliche Definition der Kirche in der Verfassung im Antrag die Frage beantworten: «Inwiefern hilft dieses Projekt, dem Auftrag der Evang.-ref. Kirche des Kantons Schaffhausen näherzukommen?» So könnten Antragsteller ihr geistliches Profil schärfen.

Die ganze Episode kann man hier nachhören